Stadt Mattighofen zu Besuch in Ortenburg

Nachfolgend findet Ihr nochmals den originalen Pressetext zum Besuch der Stadtgemeinde Mattighofen am 15. August 2023.

Einem berühmten Mattighofener auf der Spur

Stadt Mattighofen besichtigt Schloss Ortenburg, die Wallfahrtskirche Sammarei und Ortenburgs Marktkirche

Ortenburg. „Extra für euch haben wir den roten Teppich ausgelegt“, scherzte Ortenburgs Bürgermeister Stefan Lang bei der Begrüßung der 45 Gäste aus der Stadt Mattighofen am vergangenen Samstagvormittag im Großen steinernen Saal von Schloss (Alt-)Ortenburg. Fast genau zehn Jahre nach dem Besuch der Marktgemeinde Ortenburg in Mattighofen, anlässlich des 450-jährigen Reformationsjubiläums, verschlug es nun die Oberösterreicher dank der Initiative von Kulturreferentin Maria Schiemer nach Niederbayern. Die Beziehung zwischen den Orten, die einst durch die Hochzeit Graf Christophs mit Anna Holub 1514/15 geknüpft wurde, soll künftig wieder intensiviert werden.

Gemeinsam ist den beiden Gemeinden unter anderem, dass sie im Besitz eines Schlosses sind. Mattighofen erwarb das Gebäude bereits im Jahr 2007. Seit 2013 finden sich dort die Amtsräume der Stadtgemeinde, Veranstaltungsräumlichkeiten und ein Gastronomiebetrieb. Der Markt Ortenburg kaufte das seine erst 2019. Entsprechend zeigte Ortenburgs Bürgermeister daher vergleichend die Entwicklung seither auf und stellte dabei mitunter das Nutzungskonzept, die Netzwerkpartner und regelmäßige Veranstaltungen vor. „Wir sind inzwischen nahe dran, die laufenden Kosten zu decken“, berichtete Lang erfreut. Inzwischen sei die Zahl der Veranstaltungen auf knapp 550 Stück pro Jahr angewachsen.

Die Ausführungen zu den geschichtlichen Verbindungen und örtlichen Begebenheiten überließ der Bürgermeister „Ortenburgs wandelndem Lexikon“ Stefan Wild. Sein Marktratskollege und Heimatforscher führte die Gruppe quasi in vier Akten durch das Ortenburger Wahrzeichen, welches „vom wichtigsten Mattighofener überhaupt“ wiederaufgebaut wurde: Graf Joachim. Im Hinblick auf die anstehende Krönung von Charles III. im Vereinigten Königreich ließ er die Gäste im Aufschwursaal, so der Beiname des Großen Saals, am Inthronisierungszeremoniell der Ortenburger Grafen teilhaben. Im Graf-Rudolf-Zimmer berichtete er beispielsweise von den schwierigen Zeiten der Reformation und Gegenreformation, auch innerhalb der gräflichen Familie. In der Schlosskapelle stand natürlich die berühmte Renaissance-Holzkassettendecke im Mittelpunkt, die auf den Wettbau Graf Friedrich Casmiris mit seiner Verwandtschaft im Südtiroler Eisacktal zurückgeht. Mit Blick auf den Wildpark und unterstützt vom Modell des abschlagbaren Pomeranzenhauses bekamen die Gäste im Casimir-Zimmer zum Abschluss noch Einblick in die Gestaltung der einstigen Schlossgärten.

Nachmittags ging es für die Gruppe weiter in die Wallfahrtskirche Sammarei. Dort gab Mesnerin Anita Schneider in aller Kürze die wichtigsten Details leidenschaftlich zum Besten. Dabei durfte natürlich der „G’schlamperte Engel“ unter den 101 Figuren im großen Altarbild genauso wenig fehlen, wie ein Abstecher zur Gnadenkapelle mit den mehr als tausend Votivbildern. Gemeinsam mit Pater Adam Litwin wurde spontan ein Marienlied angestimmt. Der Seelsorger entsandte die Mattighofener sodann mit einem Segen zur letzten Station ihrer Rundreise: die Ortenburger Marktkirche.

Vor Ort konnten die Gäste dem gebürtigen Mattighofener Graf Joachim an seinem Kenotaph dann auch tatsächlich begegnen. Wild stellte nochmals Querverbindungen zu Erzählungen aus dem Schloss her und versetzte gar den evangelischen Pfarrer Mattighofens mit der Tatsache ins Staunen, dass in Ortenburg seit dem Reichskammergerichtsurteil im Jahr 1573 durchgängig evangelische Gottesdienste gefeiert werden. In Summe war es ein Ausflug, den die Teilnehmerinnen und Teilnehmer trotz regnerischer Kühle als „interessant, witzig und unterhaltsam“ empfanden.

Seit dem angedachten gemeinsamen Interreg-Projekt „Ortenburgensia“, welches unter anderem eine Wechselausstellung auf den beiden Schlössern für das Martin-Luther-Jahr 2017 vorsah, war es zwischen den beiden Gemeinden ruhig geworden. „Im Nachhinein war die Ablehnung des Projektantrags schade“, blickte Ortenburgs Bürgermeister zurück. Denn 2016 wurden im Zuge der Projektierung sogar Grundsatzbeschlüsse für eine Städtepartnerschaft gefällt. „Wir wollen wieder engere Beziehungen pflegen“, sind sich beide Bürgermeister einig, die sich nicht nur aufgrund ihrer Namensgleichheit gut verstehen. Ein Wiedersehen ist für das Mattighofener Stadtfest im Juni geplant.

Vilshofener Anzeiger, Ausgabe vom 19. April 2023, Nr. 90, S. 18.