Kunstgeschichtliches Ortenburg als Universitätsexkursion

Spannende, wenngleich temperaturtechnisch kühle, Stunden durften wir unlängst mit Matthias Koopmann M.A. vom Lehrstuhl für Kunstgeschichte/Bildwissenschaften (Ihr kennt Ihn vielleicht als Passauer „Stadtfuchs“) sowie sieben Geschichtsstudierenden unterschiedlicher Semester der Universität Passau verbringen. Im Rahmen des Seminars „Schlösser, Sitze, Hofmarken“ beschäftigt sich die Gruppe im laufenden Wintersemester mit adeligem Profanbau.

Auch für uns war dies eine äußerst lehrreiche Erfahrung. Wie oft bietet sich denn die Chance, unsere noch bestehenden bzw. ehemaligen Schlösser gemeinsam mit einem historischer Bauforscher zu ergründen? Herrn Koopmanns Studienhintergrund ist die Vor- und Frühgeschichte, Kunstgeschichte und mittelalterliche Geschichte. Ihr könnt Euch sicherlich vorstellen, dass er gerade auch als Initiator und Projektleiter der Sanierung von Burg Falkenstein im Mühlviertel über einen großen praktischen Wissensfundus verfügt. Manches wirkt für unser ungeschultes Auge vielleicht mehr als kleines und unscheinbares Detail. Für ihn stellen diese aber wichtige Puzzlestücke dar, die die Geschichte der Bauwerke aus kunsthistorischer Sicht anreichern.

Was bedeutet das konkret? Nachfolgend einige Beispiele:

  • An einer zufälligen Stelle ist Putz abgebröckelt und darunter kommt Mauerwerk zum Vorschein. Was sagen uns die Steine, die spezifische Art des Mauerverbands?
  • Warum wurden Mauern zweischalig gebaut und in der Mitte aufgefüllt? Welche bedingen sich historische Bautechnik, heutige Schadensbilder und moderne Sanierungstechniken?
  • Warum wird Mauerwerk bei einem Wasserschloss auf einem Holzpfahlrost fundiert? Und warum bedarf ein Pfahlrost dauerhafter Feuchte, um den Bestand der aufstehenden Gebäude nachhaltig zu garantieren? Welche baulichen Probleme ergeben sich aus einer Absenkung des Grundwassers?
  • In welcher Relation stehen sich bei einem offenen Saalkamin heiztechnische Funktion, Inszenierung und Symbolik gegenüber?

Das sind nur einige wenige Fragen, mit denen wir uns unterhaltsam, locker und inhaltlich übersetzt in die heutige Zeit an diesem Halbtag am Beispiel von Alt-Ortenburg, Söldenau und Unterdorfbach auseinandergesetzt haben. Es freut uns, dass uns die Gruppe der Universität Passau an dieser Teilstation der begleitenden Exkursion teilhaben ließ. Ein gelungener Mix aus der Verflechtung unserer Ortenburgica-Wissensbasis und kunsthistorischen Aspekten. Wir hoffen, dass wir daran weiter anknüpfen können.